"Herzensschlampereien" oder: Die Liebe zu schwierigen Frauen
Das Komische am Wiener Schauspieler Christian Dolezal ist, dass er sich selbst nicht so ernst nimmt wie viele seiner Kollegen. Er ist zwar der Typ Alphamännchen, spielt aber immer gleich mit, wie lächerlich das eigentlich ist. Vielleicht ist Dolezal bei der ORF-Castingshow "Dancing Stars" 2020 ja deshalb gleich in der Auftaktrunde rausgeflogen. Für das erste Soloprogramm des 51-Jährigen aber ist ein gebrochenes Selbstbild wie das seine allerdings eine gute Basis.
Sogar ein inflationäres Kabarettsujet wie die Zweierbeziehung hat bei Dolezal irgendwie den Charme des Noch-nie-Gehörten. Dass der Mann vom Theater kommt, merkt man daran, dass der Titel "Herzensschlampereien" ein Schnitzler-Wort ist (aus "Das weite Land") und dass er sich eine Pointe aus einem Nestroy-Stück geliehen hat.
Die Geschichten aber, die der Künstler erzählt, sind alle wahr (wer's glaubt). Protagonistin des Abends ist "die nervtötend intelligente Exfreundin Luisa", die bei Netflix-Serien schon wissend gelacht hat, als er noch gar nicht kapiert hatte, worum es überhaupt geht. Dass diese schwierige Frau womöglich die Liebe seines Lebens war, wird Dolezal erst im Vergleich mit ihrer Nachfolgerin, der "Pferdeliebhaberin", bewusst. Die kapiert partout nicht, was an seiner Lieblingssendung ("Mein neuer Freund" mit Christian Ulmen) so lustig ist, und will unbedingt, dass er ihr Pferd kennenlernt. Danach ist seine Libido an ihrem Tiefpunkt angelangt: "Ich will das mit diesem Sex alles nicht mehr."
Außerdem erfahren wir, dass Dolezal gern Eskimo-Eis isst, und zwar mit Vorliebe Jolly ("ein großes Eis!"), und dass ihm an Wahlabenden vor dem Fernseher manchmal total unkorrekte Sachen durch den Kopf gehen: "Bei den Grünen sind die Frauen deutlich weniger attraktiv als bei den Rechtsradikalen, wo lauter geile Sekretärinnen sitzen." Wobei Dolezal sich davon ausdrücklich distanziert: Wie er auf solche Gedanken komme, sagt er, könne er sich selbst nicht erklären. "So bin ich nicht!" Christian Dolezal ist nicht so, wie er ist. Das macht ihn so komisch.
Rabenhof, Mi 20.00