Der Mann, der Putins Killer jagt
Er deckt die Kriegsgräuel Russlands in der Ukraine und die Staatsverbrechen des Kremls auf. Jetzt muss Christo Grozev seine Wahlheimat Österreich verlassen, weil er selbst zum Ziel geworden ist

Foto: Julien de Rosa/ AFP/picturedesk.com
Eine Seitenstraße am Wiener Neubaugürtel, ein kleines Lokal, ein Abend im Frühling 2022: Dem Mann, der kurz vor halb zehn Uhr durch die Tür kommt, würde niemand ansehen, wer er ist und was er macht. Man könnte ihn für einen Uni-Assistenten halten, einen Sachbearbeiter im Versicherungswesen, einen Magistratsbeamten. Aber sicher nicht für einen Investigativjournalisten, der federführend daran beteiligt war, einige der größten russischen Staatsverbrechen der vergangenen Jahre aufzuklären – und der im Kreml deshalb so verhasst ist, dass er in Österreich Personenschutz braucht.
Christo Grozev ist vor allem eines: die Ruhe selbst. Er kommt gerade von einem Tagestrip nach Warschau zurück, mit der ersten Maschine hin, mit der letzten retour. Morgen geht es weiter in die Vereinigten Staaten. In den wenigen Stunden dazwischen nimmt er sich noch Zeit für ein Treffen mit dem Falter.
Den Cobra-Beamten, die auf ihn aufpassen sollen, hat er an diesem Abend nichts davon gesagt, dass er das Haus nochmals verlassen wird.