Ein Prosit der Gemütlichkeit
Après-Ski wurde nicht hierzulande erfunden. Aber für die Massen perfektioniert. Ein historischer Streifzug von den unschuldigen Anfängen bis zum Alpen-Ballermann

Après-Ski der Neuzeit: „Hölle, Hölle, Hölle“ dröhnt es aus den Lautsprecherboxen, der Zapfhahn versiegt nie (Foto: Lois Hechenblaikner)
Das Orchester der Titanic spielt heute auf 2000 Metern. Während der Planet Erde immer mehr jenem Ozeandampfer ähnelt, der 1912 mit einem Eisberg kollidierte und sank, geht die Party in Ischgl oder St. Anton weiter.
Oberhalb der Baum- und unterhalb der Geschmacksgrenze feiern all jene beim Après-Ski, denen die sich in der Talsohle ausbreitenden Diktate zu weit gehen. Zum Beat von „Scheiß drauf! (… Après-Ski ist einmal im Jahr)“ holen sich Touristinnen und Touristen jenen Kick, den sie im von moralischen Verboten regulierten Alltag vermissen. Hier scheint das Begehren zwischen Mann und Frau noch intakt, feiern Die Zipfelbuben die totale Enthemmung. Die Sau darf raus.
Doch das österreichische Kulturgut Après-Ski ist bedroht. Gegen den Klimawandel bringen Touristiker zwar Schneekanonen in Stellung, aber immer weniger Menschen können oder wollen sich einen Skiurlaub leisten. Zudem haben einige schwarze Schafe aus Ischgl eine ganze Branche als europäischer Corona-Verbreitungs-Hotspot in Verruf gebracht.