Ruhe in der Hütte!
Peter Iwaniewicz bläst den Jagdverbänden den Marsch

Zeichnung: Georg Feierfeil
Jagd, Horn und Gesellschaft gehören zusammen" und "das macht uns zum Jagdhornland Nummer 1", befand der niederösterreichische Landesjägermeister Josef Pröll beim 21. Jagdhornbläserkonzert, das - wenig überraschend - unter dem Motto "Auf, auf zur Jagd!" stand. Geblasen wurde aber nicht im Wald und auf der Heide, sondern im Festspielhaus in St. Pölten.
Das ist gut so, denn der NÖ Jagdverband pressetextete dazu auch, dass "Wildtiere jetzt Ruhe benötigen", und appelliert an Freizeitnutzer, sich entsprechend leise zu verhalten. Weil das vielleicht von den lärmenden Freizeitrowdys überlesen werden könnte, wiederholte man den Tagesbefehl mit stringenter Logik: Rotwild ist aufgrund der Verbauung von seinen Wintereinständen in den Tieflagen abgeschnitten und muss daher mangels natürlicher Nahrungsreviere gefüttert werden. "Voraussetzung ist aber ausreichend Ruhe."
Und weil die Botschaft mit der notwendigen Ruhe möglicherweise noch immer nicht verstanden wurde, erklärte die Tiroler Jägerschaft die unter Plan gebliebenen Abschüsse beim Rotwild damit: "trotz erschwerter Bedingungen für Jäger, etwa durch die Beunruhigung von Freizeitnutzern ."
Message angekommen, wir stören die armen Tiere mit unserem Gequatsche und Herumgetrampel im Wald, wo ein Stadtbewohner per Definition nichts zu suchen hat. Hier gibt es nur Jagdhorngesäusel und leises Büchsenknallen. Solche Geräusche beunruhigen Wildtiere offenbar nicht.
Doch manche, wie die Schweizer Interessengemeinschaft Wild beim Wild, sehen die Hobby-Jagd - nicht aber professionelles Wildtiermanagement - anders, denn diese "zerstört das normale soziale Zusammenleben der Wildtiere, das ökologische Gleichgewicht, die natürlichen Verhaltensweisen, Familienstrukturen und Sozialverbände, Benutzung von Bauten und Verstecken, Wechsel von Tag-zur Nachtaktivität, verstärkte Abwanderung in nicht bejagte Siedlungsgebiete, unnatürliche Tierkonzentrationen in den Wäldern".
Ruhe ist auch eine Jägerspflicht! Ich empfehle daher allen Hobby-Jägern den Song aus dem Disney-Film "Das Dschungelbuch": Probier's mal mit Gemütlichkeit!
Im englischen Original heißt das Lied "The Bare Necessities", also sinngemäß "Das Allernotwendigste", und spielt mit dem Gleichklang des Adjektivs bare (dt.: blank, bloß) und dem Hauptwort bear (dt.: Bär, in diesem Fall die Zeichentrickfigur Balu, der Bär). Beschränkt jagdliche Eingriffe in Ökosysteme und Horngeblase auf das Allernotwendigste.