Was die 6A-Klasse des Laaerberg-Gymnasiums Gottfried Waldhäusl zu sagen hat
Der niederösterreichische Politiker Waldhäusl beleidigt migrantische Schülerinnen in Wien. Rechtsextreme suchen daraufhin deren Schule heim. Es sollte nicht die letzte Aktion bleiben. Chronologie einer Entgleisung
Die 6A-Klasse des Gymnasiums Laaerberg. „Wenn ich als Ausländerin gute Noten habe, ist jeder überrascht“ (Foto: Christopher Mavrič)
Sie kamen im Morgengrauen, um kurz nach sechs. Die Direktorin führte da ein paar Straßen weiter gerade den Hund zum Morgen-Gassi aus. Die meisten Schülerinnen und Schüler schliefen noch. Die Schulwartin hatte nichts bemerkt, weil sie gerade im weitläufigen Gebäude alle Innentüren aufschloss, hier im Laaerberg Gymnasium in Wien-Favoriten, ein paar Schritte vom Reumannplatz entfernt.
Die Täter hatten nur ein paar Minuten, sie spannten ein mannshohes Banner an den eisernen Zaun, sie verschafften sich Zutritt zum Schulgelände. Sie sprenkelten den Vorplatz vor dem Haupteingang mit Flugzetteln. DIN-A5-groß, vollgekritzelt mit den Parolen der Rechtsextremen: Das Laaerberg Gymnasium sei ein Beispiel für ein „demografisches Experiment“ stand drauf. Von „Bevölkerungsaustausch“, „Remigration“ und „Überfremdung“ war die Rede. Das ganze völkische Alphabet einmal durchbuchstabiert. Eine knappe halbe Stunde brauchte der Putztrupp später, um alle Flugblätter einzusammeln. Zum Glück waren sie auf dem regennassen Asphalt picken geblieben.
Am Freitag, den 3. Februar, suchten Rechtsextreme eine Schule in Wien heim. Das hat es noch nie gegeben. Nicht einmal die Polizei weiß von ähnlichen Vorfällen.