Der Pathologe und das sprechende Gehirn

FALTER:Woche, FALTER:Woche 6/2023 vom 08.02.2023

Der Autor Franzobel, Jahrgang 1967, ist Sprachspieler und Erzähler in Personalunion. In seinen letzten Büchern fand er zu einer guten Balance aus seinem ausufernden Formulierungsdrang und dem regelrecht zwanghaft wirkenden Hang zur Pointe auf der einen sowie spannenden Themen und Plots auf der anderen Seite.

Die Kritik ist nicht immer gnädig mit ihm umgegangen. Das lag mitunter weniger an seinen Texten als an der öffentlichen Figur Franzobel, die gern auf dem Opernball und in den "Seitenblicken" auftauchte. Inzwischen lässt es der in Wien lebende Oberösterreicher ruhiger angehen und konzentriert sich lieber aufs Schreiben. Mit "Das Floß der Medusa" gelang ihm 2017 ein Comeback im Zeichen eines düsteren Stoffs aus der Vergangenheit.

Seither setzt Franzobel vor allem auf historische Abenteuerromane, für die er ausgiebig recherchiert und reist - im Zweifelsfall aber noch lieber etwas dazuerfindet. Auf "Die Eroberung Amerikas" (2021) folgt nun ein fast schon zeitgenössisches Thema. "Einsteins Hirn" folgt dem seltsamen Lebensweg jenes US-Pathologen, der Albert Einstein sezierte und dessen Gehirn entnahm. Der Denkapparat des Physikers ließ ihn nicht mehr los, im Buch beginnt es irgendwann sogar mit ihm zu sprechen. Franzobel liest und erzählt von seinen Nachforschungen.

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