Der Wille zur Yacht
Sie sind die schicksten Dreckschleudern unserer Zeit: Luxusyachten verpesten das Meer und genießen doch steuerfreie Fahrt. Was sagt ihr enormer Zuwachs über den heutigen Kapitalismus aus?

Getarnt, um aufzufallen: Der New Yorker Künstler Jeff Koons entwarf 2013 das Design der griechischen Yacht „Guilty“ und verwendete dafür Camouflage der britischen Navy (Foto: Yiorgos Kaplanidis)
Gerade waren sie noch reich und schön, jetzt kotzen sie sich die Seele aus dem Leib. Da nützen kein Gucci und kein Mahagoni, helfen keine Brillanten und keine Kristallluster, denn Luxus besänftigt Magensäfte nicht. Der Film "Triangle of Sadness" schickt die Gäste einer Yacht mit verdorbenen Austern und Sturm auf einen wahren Höllentrip.
Während das Schiff schwankt und Ladys im Erbrochenen liegen, betrinkt sich der Kapitän mit einem Geldsack. Anstelle von Trinksprüchen lesen sie sich Zitate vor. "Sozialismus funktioniert nur im Himmel, wo sie ihn nicht brauchen, und in der Hölle, wo sie ihn schon haben", gibt der reiche Russe US-Präsident Ronald Reagan zum Besten. "Der letzte Kapitalist, den wir hängen, wird der sein, der uns den Strick verkauft hat", kontert sein Saufkumpan mit Karl Marx.
Welcher andere Ort könnte sich besser für Ruben Östlunds Upperclass-Satire eignen als eine Luxusyacht? Schon der reale Drehort hat Glamour: Die "Christina O" gehörte einst dem Reeder Aristoteles