Selten hat ein Mensch so ein Glück wie Salome

Hermes Phettberg führt seit 1991 durch das Kirchenjahr

Kolumnen, FALTER 6/2023 vom 08.02.2023

Deshalb befahl Herodes einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter."(Mk 6, 14-29)

Der Vatikan ordnet an, dass jeden 3. Februar Markus 6,14-29 verlesen wird. Herodes hatte Herodias, die Frau seines Bruders, geheiratet, und Johannes der Täufer hatte Herodes vorgeworfen, dass er dazu nicht das Recht hatte. Herodias war deswegen wütend, sie ließ Johannes ins Gefängnis werfen und wollte ihn tot sehen. Ihr Mann hingegen wollte Gnade walten lassen.

In der Evangeliumsstelle wird geschildert, wie Herodias Herodes austrickst, um ihren Willen durchzusetzen. Denn als ihre Tochter (in der Oper von Richard Strauss Salome genannt) am Hof des Königs tanzt, ist dieser von ihrem Tanzen so begeistert, dass er ihr spontan anbietet, sich zu wünschen, was immer sie möchte. Als sie ihrer Mutter erzählt, dass sie als Belohnung bei König Herodes einen Wunsch frei hat, schafft Herodias ihr an, zu verlangen, dass ein Scharfrichter den gefangenen Johannes köpfen und ihr dessen Kopf auf einer Schale servieren soll. Weil Herodes vor Publikum geschworen hat, dass er ihr jeden Wunsch erfüllen würde, wagt er nicht, ihr diesen Wunsch abzuschlagen.

Selten hat ein Mensch so ein Glück wie Salome, dass ein "allmächtiger" König ihr anbietet, sich zu wünschen, was immer sie möchte. Dass der Bruder es nicht gerne sieht, dass Herodes seine Schwägerin heiratet, ist für mich, den nie Einbindbaren, nicht nachvollziehbar. Mir ist naheliegend, dass Eheleute einander abschlachten!

Nach der Messe wird am 3. Februar traditionellerweise auch immer der Blasius-Segen erteilt mit den Worten "Auf die Fürsprache des Märtyrers Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist."

Fachleute würden wissen, wieso der Segen spendende Priester die zwei brennenden Kerzen gekreuzt unterhalb des Halses des Segen-Erbittenden hält. Irgendwie glaube ich, die brennenden Kerzen sollen helfen, dass du selber nicht geköpft wirst.

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