Vom Sterben im Schweben
Dževad Karahasan legt einen großen Roman über Krieg und falsch verstandene Freiheit vor

Dževad Karahasan zählt zu den bedeutendsten Stimmen der bosnischen Literatur (Foto: Suhrkamp Verlag)
Rauch und Gestank schweben dicht über dem Erdboden, Menschen erzählen vom Schweben im Drogenrausch, Vögel fliegen nicht mehr, sie schweben. In Sarajevo ist das Schweben das Sterben.
In der bosnischen Hauptstadt beginnt Anfang April 1992 der Krieg. Wenige Tage zuvor empfängt der Dichter Rajko Šurup ebendort den berühmten walisischen Altphilologen Peter Hurd; Šurup verehrt ihn als unerreichte Geistesgröße und übersetzt dessen Bücher. Als die ersten Schüsse fallen, ist Hurd noch in Sarajevo und beschließt seltsam euphorisiert, die Stadt nicht zu verlassen. "Welcome to Hell", kommentiert Rajko die Entscheidung seines Idols.
In diesem Spannungsfeld - dem Egotrip des einen und dem Schmerz des anderen - spielt "Einübung ins Schweben", der große neue Roman des bosnischen Schriftstellers Dževad Karahasan. Wie verändert Krieg einen Menschen? Und was bedeutete dieser spezielle Krieg über 30 Jahre nach Beginn der Belagerung?