So starb eine Bewegung
Die österreichische Sozialdemokratie ist seit Jahren in der Krise. Viel Hausgemachtes ist dafür verantwortlich. Doch den "Roten" bläst europaweit der kalte Wind der Wirklichkeit ins Gesicht. Aus einem einfachen Grund: Sie haben keine Antworten auf die Fragen der Zeit, schreibt Andreas Pittler in seinem Gastkommentar.
Zum Zeitpunkt, da Österreich der Europäischen Union beitrat, waren im dortigen Parlament vier von zehn Abgeordneten Mitglieder der sozialdemokratischen Familie. Ein Vierteljahrhundert später sind es gerade noch 20 Prozent, wobei diese Statistik durch einige starke Parteien wie die spanische oder die portugiesische verzerrt wird. Der einstmals stolze Parti Socialiste des Francois Mitterand hat heute gerade noch drei von 79 französischen Mandaten, die regierende SPD 16 von 96, die griechische PASOK, unter Andreas Papandreou und Kostas Simitis jahrzehntelang quasi Staatspartei, darf gerade noch einen Mandatar nach Brüssel schicken, altehrwürdige Parteien wie die Irish Labour Party oder die Tschechische Partei der Sozialdemokraten sind gar nicht mehr in Europa vertreten. Selbst die Skandinavier nehmen sich mit 5 von 21 (Schweden) und 2 von 14 (Finnland) überaus bescheiden aus.