Ballett der Kurzgeschichten: Zwischen Spitzensport und Spitzentanz
Prometheus brachte den Menschen das Feuer und gilt als Urheber der Zivilisation. Weil er gegen Zeus rebellierte, erlitt er schreckliche Qualen: Ein Adler fraß regelmäßig seine Leber, die ihm immer wieder nachwuchs.
Unter dem Titel "Promethean Fire" zeigt das Wiener Staatsballett vier Werke von drei verschiedenen Choreografen. Alle Stücke haben entfernt mit dem griechischen Mythos zu tun. In Kombination ergeben sie einen kurzweiligen, abwechslungsreichen Abend zwischen Wucht und Witz.
Zu Bachs "Toccata und Fuge in d-Moll" schreitet das vielköpfige Ballettensemble in Paul Taylors Eröffnungsstück über die dunkle Bühne. Durch die schwarzen, durchlöcherten Catsuits schimmert Haut (Bühne und Kostüm: Santo Loquasto). In der Choreografie des US-amerikanischen Künstlers des American Modern Dance bewegt sich eine Masse an Tänzer:innen bodennah: Katastrophenstimmung breitet sich aus. Zwischendurch schwärmen Einzelne aus, schweben in die Höhe, um wieder in der Gruppe zu landen: uniform und schön.
Gleich zwei Choreografien steuert Staatsballett-Chef Martin Schläpfer zum Abend bei: "Lontano" für sechs Tänzer:innen ist Spitzentanz und Spitzensport; Körperspannung und Langsamkeit. Im Solo "Ramifications" wiederum tanzt Sonia Dvořák zur gleichnamigen Streichmusik von György Ligeti eine Choreografie, in der das Trippeln ihrer Schritte zu hören ist und Hände und Finger eine zentrale Rolle spielen: An Flamenco erinnert dieses selbstbewusste Ballett.
Den fulminanten Abschluss bildet eine weitere Arbeit des modernen Tanzes: "Beaux" von Mark Morris versammelt neun junge Männer auf der Bühne. Sie tragen Catsuits in fröhlich bunter Camouflage und tanzen vor einem Gemälde in genau diesem Muster (Bühne und Kostüm: Isaac Mizrahi). In Grüppchen sitzen die "Hübschen" auf dem Boden, tanzen vor allem mit dem Rücken zum Publikum und amüsieren sich zum "Concerto für Cembalo". Ein geschmeidiges und witziges Zusammenspiel von Tanz, Musik und Mode.
Volksoper, Fr, Di 19.00