Der Geruch von Kodokushi
Die österreichisch-japanische Autorin Milena Michiko Flašar erzählt auf leichte, fast heitere Art von Einsamkeit und vom Tod

Foto: Helmut Wimmer
Fauler Fisch mit Schokoguss. So riecht für Suzu, die Heldin und Ich-Erzählerin des neuen Romans von Milena Michiko Flašar, Kodokushi. Es handelt sich dabei freilich um kein außergewöhnliches Gericht der japanischen Küche.
Kodokushi bezeichnet in Japan das Sterben von vereinsamten Menschen, die oft monatelang unentdeckt in ihren Wohnungen liegen, ehe die Nachbarn Alarm schlagen, weil sie Verwesungsgeruch wahrnehmen. Geprägt wurde der Begriff in den 80er-Jahren, inzwischen lässt er sich alleine im Großraum Tokio auf 3000 Tote und mehr jährlich anwenden. Die meisten sind ältere Männer.
Rückzug und Isolation: Mit "Oben Erde, unten Himmel" schließt die Autorin an den Roman "Ich nannte ihn Krawatte" (2012) an, ihren bis dato größten Erfolg. Dieser war eine literarische Verarbeitung des Phänomens Hikikomori, des vollkommenen Rückzugs von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen aus der Gesellschaft.