Der König der Herzen ist tot
Mit dem genialen Song-Architekten Burt Bacharach verstarb einer der letzten großen Komponisten des 20. Jahrhunderts
Als vergangene Woche bekannt wurde, dass Burt Bacharach 94-jährig verstorben war, bekundeten Millionen von Menschen ihre Betroffenheit, indem sie Videos hochluden, Songlisten twitterten und ihre liebsten Coverversionen nannten. Die Auswahl ist groß: Kein Komponist wurde auch nur annähernd von so vielen und von dermaßen verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern interpretiert wie der 1928 in Kansas City, Missouri, geborene Pianist. Die Liste reicht von der schwarzen Pop-Chanteuse Dionne Warwick bis zur weißen Soul-Königin Dusty Springfield, vom feinsinnigen Jazz-Crooner Mel Tormé bis zum röhrenden walisischen Höschenmagneten Tom Jones, von Motown-Superstar Diana Ross bis zu den sinistren Punkrockern The Stranglers.
Wie etwa auch der deutsche Avantgardist Karlheinz Stockhausen und der Minimal-Music-Pionier Steve Reich hatte Bacharach eine klassische Ausbildung beim französischen Komponisten Darius Milhaud genossen. Nichtsdestotrotz war er "Pop" im ureigentlichen Sinne: ein Musiker für alle Menschen; ein in Queens aufgewachsener Jude, dessen Songs weltweit ihr Publikum fanden, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Klassenzugehörigkeit, und die in noblen Opernhäusern ebenso erklangen wie in suburbanen Shopping-Malls.