Lob des Konflikts
Bücher, kurz besprochen
Wurde vor 20 Jahren noch beanstandet, die Welt werde von zu viel klebrigem Konsens regiert (man erinnere sich an das Gedränge in der "neuen Mitte"), so wird heute die Rückkehr grundlegender Konflikte bemerkt. Und auch beklagt. Dass Polarisierung unsere Gesellschaften zerreißt, globale Konflikte überhandnehmen - bis hin zum Großkrieg nach Wladimir Putins Invasion in die Ukraine vor einem Jahr.
Kaum ein Begriff wird dabei so unachtsam und unscharf benützt wie der des Konfliktes. Wenn der russische Außenminister Sergej Lawrow von einer baldigen "Lösung des Konflikts" fantasiert, dann ist das schon deshalb hanebüchen, da ja ein Ende des Krieges noch lange kein Ende des Konfliktes wäre.
Der aus Wien stammende, in Berlin lebende "linke Star-Philosoph" (Eigenwerbung des Verlags) Armen Avanessian hat sich jetzt den Konflikt in einem schlauen Buch vorgenommen.