Namenstag

Peter Iwaniewicz nennt Tiere beim Vor- und Nachnamen

Natur, FALTER 7/2023 vom 15.02.2023

Zeichnung: Georg Feierfeil

Man gave names to all the animals /In the beginning / Long time ago", heißt es in dem Song "Man Gave Names to All the Animals" von Bob Dylan auf seinem Album "Slow Train Coming" aus dem Jahr 1979. Der Text referenziert auf das Buch Genesis, in dem Adam den Tieren Namen gibt.

Wir tun dies auch heute noch, wobei wir uns der fast magischen Wirkung der Namensgebung bewusst sind. In der Wissenschaft erzeugt der griechisch-lateinische Artname Distanz zum "Objekt". Noch spürbarer wird diese Entfernung, wenn man unerwünschten Raubtieren nur eine Zahlen-Buchstaben-Kombination gibt: Der Tiroler Abschussbescheid für "118MATK" klingt eher nach dem Kennzeichen eines zu verschrottenden Autos als nach einem Lebewesen wie einem Wolf.

Unsere Haustiere hingegen bekommen wie Personen einen individuellen Namen, was uns hilft, Beziehung aufzubauen. Sehr schön war das jetzt zu sehen, als sich manche Medien zu einem banalen Tierfund mit lustigen Headlines überboten: "Riesenspinne flog heimlich zu Tennisturnier"(Krone) oder "Australische Riesenkrabbenspinne auf Tennis-Urlaub"(Tips). Spinnenphobiker flüchteten aus Oberösterreich, aber als das Tierheim Linz in einem Posting schrieb, dass "Kylie beineringend nach einer adäquaten Bleibe" sucht, gab es plötzlich viele mitfühlende Kommentare.

Mit dem Namen Kylie soll man wohl die australische Pop-Ikone Kylie Minogue assoziieren, ihr wissenschaftlicher Gattungsname Delena hört sich aber auch gut an. Kylie gehört zu einer 1000 Arten umfassenden Familie der Riesenkrabbenspinnen, die im englischen Sprachraum als "huntsman spiders" bekannt sind. Da Australien den Ruf hat, Heimat besonders giftiger Tiere zu sein, erhob die Universität Melbourne in einer Studie über 13 Jahre lang die Anzahl tierischer Stich- und Bissattacken. Ergebnis: Stiche von Hornissen, Wespen und Bienen führten am häufigsten zum Tod. Schlangen, Zecken, Ameisen und Meerestiere waren ebenfalls für einige Todesfälle verantwortlich, aber an einem Spinnenbiss ist niemand gestorben.

Es wurde interessanterweise auch festgestellt, dass Männer signifikant häufiger von Tieren gebissen oder gestochen werden als Frauen. Sogar im Alter zwischen einem und vier Jahren erleiden Buben häufiger Biss- und Stichverletzungen als Mädchen. Erst ab dem 75. Lebensjahr gleicht sich das dann wieder aus. Ob der Zusammenhang dabei höhere Risikobereitschaft oder nur Dummheit ist, wurde nicht geklärt. Das gibt dem Begriff der toxischen Maskulinität jedenfalls eine neue Dimension.

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