Wille und Wiederkehr

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr ist in Ungnade gefallen. Noch bei Amtsantritt galt er als ambitionierter Politiker. Jetzt sieht die Opposition ein Versagen auf ganzer Linie. Wo sie recht hat - und wo nicht

Politik, FALTER 7/2023 vom 15.02.2023

Neos-Politiker Christoph Wiederkehr ist seit zweieinhalb Jahren Wiener Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung, Transparenz und Integration (Foto: Christopher Mavrič)

Ausgerechnet jener Mann, der parteiübergreifend als engagiert und wenig streitbar gilt, hat die Gunst der Opposition verspielt: Christoph Wiederkehr. "Nach zwei Jahren müssen wir feststellen: Sie sind in Ihrem Amt gescheitert", sagte ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer Ende Jänner im Gemeinderat. Die Grünen werfen Wiederkehr "eine lange Liste des politischen Versagens" vor, sie reicht von Integration und Bildung bis zur Transparenz - also über den gesamten Verantwortungsbereich des Vizebürgermeisters. Die zwei Oppositionsparteien haben Ende Jänner einen Misstrauensantrag gegen Wiederkehr eingebracht. Die FPÖ stimmte mit. Es war das erste Mal in dieser Legislaturperiode, dass ein Mitglied der Stadtregierung derart in Ungnade gefallen ist.

Wiederkehr geht die Kritik nicht besonders nahe. Zumindest nicht sichtbar. Eine Woche nach der Gemeinderatssitzung sitzt er auf dem Ledersofa in seinem Büro. Angesprochen auf den Misstrauensantrag zuckt er mit den Schultern. "Ich habe mir schon gedacht, dass so etwas kommt", sagt er. Die Opposition - allen voran die ÖVP - betreibe nämlich seit langem unsachliche Politik gegen ihn. Aber was stimmt? Hat Christoph Wiederkehr wirklich versagt? Oder ist das Misstrauensvotum nur Polemik der Opposition? Unbestritten: Wiederkehr hat große Baustellen in seinen Ressorts. In Schulklassen und Kindergärten fehlen Pädagogen. Der Stadtrechnungshof deckte kürzlich auf, dass ein privater Kindergartenverein Fördermittel missbräuchlich verwendet haben soll. Die Transparenz im Rathaus bleibt ein Problem. Und dann ist da noch die Einwanderungsbehörde MA 35, die seit Jahren mit Negativschlagzeilen die Zeitungen füllt. Die Erzählung, Wiederkehr habe nichts auf die Reihe gebracht, greift trotzdem zu kurz.

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