Auf leisen bunten Tatzen zur geballten Ziegelfaust des Widerstands
Sie glänzen elegant und halten sich in Sachen Größe zurück: Mit ihren Emaillebildern hat Ulrike Müller ein feines Medium zwischen Malerei und angewandter Kunst gefunden. Die in New York lebende Künstlerin, Jg. 1971, zählt zu den erfolgreichsten heimischen Positionen ihrer Generation und wird mittlerweile von vier Galerien vertreten. Im Mumok läuft derzeit die vielschichtige Ausstellung "Das Tier in dir", die sie gemeinsam mit Manuela Ammer kuratiert hat.
Am Beginn ihrer Schau in der Galerie Meyer Kainer hängen besagte Emaillen, deren Formenspiel dezent an den Eighties-Malerei-Trend Neo-Geo erinnert. Jazzig wie ein LP-Cover von Blue Note kommt die Serie bunter Prints in der Technik Chine-collé daher, für die zerschnittenes Feinpapier auf der Druckplatte mit Farbe bestrichen wird. Der Ausstellungstitel "For Now" legt eine Fährte zu einem Buchtitel der nonbinären New Yorker Dichterperson Eileen Myles, bekannt für subkulturelle und feministische Referenzen. Die Beweglichkeit von Müllers tanzenden, sich überlagernden Elementen könnten durchaus als Plädoyer wider Genderordnungen und Konformität gelesen werden. Auch die Katzen, die über ihre Wandteppiche streifen, wirken wie Schatten einer vorbeihuschenden Kraft.
Echte Kraftlackel stellen hingegen Michèle Pagels Skulpturen im Obergeschoß dar. Da begrüßt gleich eine große Faust namens "Widerstand". Die Objekte sind aus Ziegeln, dem signature material der 1985 in Sachsen geborenen Künstlerin. Auch Pagel ist gut unterwegs: Sie hat letztes Jahr den Kardinal-König-Kunstpreis bekommen, und zwei ihrer Arbeiten sind derzeit in der Heidi Horten Collection ausgestellt.
Die Schau "Rats Roaches Pigeons People" beweist Pagels Humor, durch ihre Materialkombis (unter anderem Keramik, Pflanzen, Möbel) ebenso wie durch ihre Werktitel. "Solide Anlage" heißt etwa eine Stele, in die Bronzen mit dem Logo einer Sparkasse einbetoniert sind. Die kapitalismuskritische Künstlerin kann aber auch feingliedrig, etwa mit "Give Peace a Lance", auf dem eine geflügelte Keramikfigur hängt. Hingehen, anschauen!
Galerie Meyer Kainer, bis 25.3.