Ein Fall von Desktop-Thriller: "Missing"
June ist 18, geht zur Highschool, lebt in Venice, Los Angeles. Papa ist gestorben, als sie noch klein war, Mutter Grace über die Maßen gluckenhaft. Doch bald stellt sich heraus, dass offenbar sie es ist, der Gefahr droht: Grace und ihr Freund Kevin kehren von einem Wochenende in Kolumbien nicht zurück.
Bemerkenswert an "Missing" von Will Merrick und Nick Johnson ist allerdings nicht das Was, sondern das Wie. Die gesamte Action in diesem Desktop-Thriller findet im Sitzen beim Tippen und Telefonieren statt. June (Storm Reid) ist in der digitalen Welt mehr daheim als in der analogen. Sie knackt Google-Konten und Security-Kameras schneller, als der gemütliche Agent Parks, den sie um Hilfe anruft, "FBI" sagen kann.
Sieht so die Zukunft des Kinos aus? Schauplatz des Films ist das Internet, präziser: die flache, eintönige Bilderflut, mit der man sich im Alltag ohnehin tagein, tagaus konfrontiert sieht. Dazwischen hunderterlei Textnachrichten, Wortfetzen, Emojis. Die falschen Fährten, obligat fürs Thrillergenre, sieht man halbstundenweise voraus, dafür kommt die finale Wendung doch überraschend. Bis dahin hat man ausreichend Zeit, über Sinn oder Unsinn cinephiler Zitate -die Mutter heißt (fast) wie eine Filmkomikerin, eine Webidentität (fast) wie ein Filmklassiker -zu sinnieren.