Fauler Zahn statt Haar in der Suppe
Triggerwarnung für Zahnarztphobiker: Lesen Sie diese Kritik nicht, und essen Sie nie wieder Thai-Suppe mit Hühnerfleisch! Noch da? Gut, denn "Der Goldene Drache" lohnt einen Besuch. Jedoch ist der Schnellimbiss in der Kammeroper nichts für schwache Nerven: Hier wird nicht nur gekocht, sondern bei Bedarf auch ein fauler Zahn extrahiert -mit Todesfolge. Als dieser auf dem Teller der blonden Stewardess landet, entspinnen sich allerlei skurrile Fantasien rund um den Ekelfund. Basierend auf Roland Schimmelpfennigs gleichnamigem Stück malt Komponist Péter Eötvös mit schillernden Klängen, ironischen Einwürfen und klagenden Melodien (grandios: Klangforum Wien PPCM Academy unter Walter Kobera) ein 90-minütiges Panorama menschlicher Abgründe zwischen roher Gewalt und bitterer Ironie. Denn auch im Rest des Wohnhauses spielen sich Dramen ab: Ein junges Paar trennt sich, weil die Frau schwanger und die Mansardenwohnung zu klein ist für drei, die Grille hungert, und die Ameise wittert ein Geschäft -die Zuhälterei.
Dabei spielen fünf Personen (drei Männer und zwei Frauen) alle 18 Figuren, die in den kurzen, zum Teil ziemlich harten und garantiert nicht jugendfreien Szenen vorkommen. Und zwar so großartig, dass einem der Atem stockt.