Israel auf faschistoiden Abwegen
Außenblick
Wenn Israels Parlament wirklich in vollem Umfang beschließen sollte, dass es Entscheidungen des Obersten Gerichthofes annullieren kann, dann betritt es den Weg zum faschistoiden Staat. Das schmerzt mich fast physisch: "Nächstes Jahr in Jerusalem", so erzählte mir meine Mutter, die Auschwitz als Häftlingsärztin überlebt hatte, hätten die Jüdinnen gerufen, die wussten, dass sie ins Gas geführt wurden. Seither war ihr und ist mir Israel so wichtig wie Österreich.
Zweifellos ist es unter der Bedrohung, unter der es steht -der Iran vernichtete es lieber gestern als heute -, besonders schwer, einer faschistoiden Entwicklung zu widerstehen: Natürlich will man in dieser Lage einen starken Führer und legt Wert auf schnellstes, ungehindertes Handeln. Aber bisher hat Israel diese Forderungen innerhalb einigermaßen rechtsstaatlicher Grenzen erfüllt -jetzt ist es dabei, sie zu überschreiten.