Lärmrocker auf der Suche nach Stille

Neue Platten, FALTER 8/2023 vom 22.02.2023

Wie viel Brechung, Dissonanz und Experiment hält Rock aus, ehe der Fels in Stücke zerbröselt? Eine Menge, zeigt das Schaffen von Bulbul, das wie eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema wirkt. Vom Sänger und Gitarristen Manfred Engelmayr 1996 als Homerecording-Soloprojekt in Wels begonnen, ist Bulbul längst ein Trio mit Roland Rathmair am Bass und Didi Kern am Schlagzeug.

In ihrem Eigenbrötlertum haben es sich Bulbul nie gemütlich gemacht, jede Platte klingt merklich anders als der Vorgänger. Mit "Silence!" liegt wieder ein neues Vinyl-Album vor. Stille ist eigentlich das Letzte, was einem zu dieser Band einfallen würde. Bulbul machen jetzt auch nicht New-Age-Musik und auch kein John-Cage-Tribute. Aber sie wollen ihrem Wunsch nach Stille Ausdruck verleihen. Im Jargon der drei in Wien lebenden Österreicher könnte das Album folglich auch "Hoit die Goschn!" heißen.

Wie es sich anhört? Die Ruhe vor dem Sturm trifft es nicht schlecht. Die Stücke mäandern langsam dahin, fast wie Loops, nur eben von Menschenhand eingespielt. Einzelne Geräusche werden ausgiebig zelebriert, ehe sich dann doch etwas bewegt. Fad? Gar nicht, vielmehr: hochintensiv. Als Support ist Gischt zu hören, das Soloprojekt der umtriebigen Musikerin und Labelmacherin Ursula Winterauer.

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