Mit geballter Faust
Warum der Medienanwalt Michael Rami einen Prozess nach dem anderen gegen Österreich-Boss Wolfgang Fellner führt

Foto: Heribert Corn
Austeilen, decken, einstecken. Michael Rami ist Linkshänder. Aber jeder, der, wie er, boxt, weiß, dass die Schlaghand mindestens genauso wichtig ist im Kampf wie die Führhand. Befänden sich Rami und der Chef des Gratisblatts Österreich, Wolfgang Fellner, im Ring, dann stünden sie jetzt in der elften von zwölf Runden- und Rami hat die ersten zehn gewonnen. 56 Mal hat Rami Fellner und seinen Verlag geklagt, mehr als ein Dutzend Urteilsveröffentlichungen und Widerrufe musste Fellner in seinen Medien bringen. Zuletzt eine ganze Seite ganz vorne in Österreich, als "Thema des Tages". Zwei Mal wurde Fellner rechtskräftig wegen übler Nachrede strafrechtlich verurteilt.
Die Causa, um die es bei all diesen Verfahren immer geht, ist Österreichs bislang größter #MeToo-Fall. Es waren drei Frauen, die sich vor vier Jahren erstmals trauten auszusprechen, was in der Medienbranche gerüchteweise ohnehin bekannt war. Wer bei Fellner Karriere machen wollte, musste sich Anmache gefallen lassen. Wer sich wehrte, wurde unter Druck gesetzt. Es war klassischer Machtmissbrauch, den die ehemaligen Österreich-Moderatorinnen Raphaela Scharf, Katja Wagner und Angela Alexa aufzeigten. Scharf und Wagner arbeiten inzwischen für Fellners Konkurrenz, die Kronen Zeitung, die genauso wie deren Schwesterblatt Heute von Rami rechtlich vertreten wird.