Soziales Bewusstsein mit Durchblick
Umwege müssen dem Schreiben nicht schaden. Im Gegenteil: Oft verleiht ein bisschen Vorleben der Autorinnen und Autoren ihren Büchern eine andere Tiefe. So zu beobachten bei der Salzburgerin Birgit Birnbacher. Sie brach die Schule ab, machte eine Lehre als Optikerin und war als Entwicklungshelferin in Äthiopien und Indien. Dann holte sie die Matura nach, studierte und arbeitete bis 2018 als Sozialarbeiterin und Soziologin.
Ihr Romandebüt war zu diesem Zeitpunkt bereits erschienen. Birnbacher debütierte 2016 mit "Wir ohne Wal", einem eindringlichen Porträt der Generation der 20-bis 30-Jährigen. 2019 gewann sie mit "Der Schrank" den Bachmann-Preis. Die Jury hob die politische Relevanz der Erzählung hervor. Diese Qualität hatte 2020 auch der zweite Roman "Ich an meiner Seite". In den Mittelpunkt stellte die Autorin einen jungen Mann, der nach seiner Zeit im Gefängnis wieder in der Gesellschaft Fuß fassen muss.
Das druckfrische Werk "Wovon wir leben" ist Birnbachers dritter Roman. Die Schließung der Waffelfabrik im Salzburger Innergebirg verändert das Sozialgefüge der Region komplett. Die Leute verlieren ihre Identität. Auch die Krankenpflegerin Julia soll gekündigt werden. Premierenlesung und Gespräch mit Jana Volkmann.