Russisches Gas: Ehrenrettung für Leonore Gewessler
Es ist unsinniger Usus in der politischen Kommunikation, den Inhalt für eine gute Schlagzeile zu opfern. So verkündete die türkis-grüne Regierung im Herbst lautstark, Österreich habe seine Abhängigkeit von russischem Gas drastisch gesenkt. Lediglich 21 Prozent der Lieferungen kämen noch von dort, erklärten Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Beide zitierten Zahlen aus dem September. Jetzt musste die Regierung zähneknirschend zugeben, dass der Anteil des Gases aus der sibirischen Steppe im Dezember 2022 wieder auf 71 Prozent geklettert ist.
Da hilft es nicht, dass die deutsche Regierung - verantwortlich für ein Land, das ähnlich abhängig von russischem Importgas war wie Österreich -verkündet hat, seit Anfang 2023 überhaupt keine Rohstoffe mehr aus Russland zu beziehen. Österreich hat also ein zweifaches Bummerl: im eigenen Land nichts weitergebracht, während Deutschland davonzieht. Nur: Ganz so eindeutig ist es nicht.