Diktatur und Demokratie in Nahost
Die Welt-Kolumne
Hunderttausende demonstrieren in Israel, 2000 Kilometer weiter westlich Zehntausende in Tunesien. Mit der Kraft der Verzweiflung versucht die Zivilgesellschaft in beiden Ländern, die Zerstörung demokratischer Freiheiten zu verhindern.
Tunesien, das Land, von dem der Arabische Frühling ausgegangen ist, ist auf dem Weg zur Diktatur. 2010 hatte die Selbstverbrennung eines Straßenverkäufers einen Volksaufstand ausgelöst, der zum Sturz einer korrupten Langzeitdiktatur führte. Seit Wochen wehrt sich in Tunis die mächtige Gewerkschaft UGTT mit Massendemonstrationen gegen ein autoritäres Rollback. Das ehemalige französische Protektorat hatte sich eine moderne Verfassung mit Mehrparteiensystem und einer unabhängigen Justiz gegeben. Aber bei Wahlen lag regelmäßig die gemäßigt islamistische Ennahda-Partei vorne, eine Organisation der Moslembrüder.