Seinesgleichen geschieht: Der Kommentar des Herausgebers
Eine Republik der schlechten Reden ist keine gute Republik

Karl Nehammer, österreichischer Nations-Anredner (Foto: APA/Roland Schlager)
Noch immer stehe ich im Bann der Kanzlerrede. Der Bann hat sich durch deren Rezeption verstärkt. Die Rede war ein geplanter politischer Streich. Zu einem solchen gehört die mediale Nachbereitung. Die kritische Wahrnehmung zog es vor, sich auf den Inhalt zu beschränken, ohne zu merken, welche Beschränkung gerade darin liegt. Die ins Auge springende Erkenntnis dieser Rede lautete doch: Der kann überhaupt nicht reden! Das von der ÖVP herausgegebene Transkript zeigt eine Flüchtigkeit, eine Schlamperei und ein Sprachunvermögen, für das sich jeder Exponent einer sogenannten bürgerlichen Partei vor 20 Jahren noch geschämt hätte.
Dies so wortreich zu verschweigen muss mehr bedeuten, als den verschwiegenen Verschweigenden selbst klar wird. Sie waren natürlich viel schlauer als ich. Sie interpretierten den Zeitpunkt, das strategische Kalkül, die Reizpunkte, die Hetzangeln, die der Redner im Text ausgelegt hat, das Ende der Koalition mit den Grünen und mehr. Das war alles wahr und richtig,