"Figaros Hochzeit" an der Staatsoper: Barrie Kosky inszeniert ein Fest für Aug' und Ohr
Nach dem wenig geglückten "Don Giovanni" vor zwei Jahren präsentierte Barrie Kosky nun mit "Le nozze di Figaro" seinen zweiten Mozart-Da-Ponte-Wurf. Spielte man damals pandemiebedingt noch vor leerem Haus, war die Staatsoper diesmal bei der Premiere krachend voll. Ganz vom Pech verschont blieb die Produktion jedoch nicht: Ying Fang, die ihr Hausdebüt geben sollte, erlitt eine Stimmbandblutung und musste ihre Rolle stumm spielend absolvieren. Glücklicherweise sprang Maria Nazarova ein und rettete die Premiere aus dem Orchestergraben mit einer stimmlich tollen Susanna.
Dem handwerklich makellosen, darstellerisch umwerfenden und musikalisch beseelten Abend tat das keinen Abbruch, im Gegenteil: Das perfekt aufeinander eingespielte Ensemble besticht nicht nur künstlerisch, sondern auch optisch - vom feschen Figaro mit dem frischen Bariton Peter Kellner über den schönen, dafür nicht besonders schlauen Grafen Almaviva (geschmeidiger Schwerenöter: Andrè Schuen) und dessen elegante Gräfin, der es stimmlich leider an Sinnlichkeit fehlt (Hanna-Elisabeth Müller), bis zum jugendlich-androgynen Cherubino (etwas forciert: Patricia Nolz), der für prickelnde Erotik und jede Menge Verwirrung sorgt.
Kosky inszeniert Mozarts Meisterwerk mit viel Humor und jeder Menge Slapstick (zum Schreien: Andrea Giovanninis Don Curzio mit Asthmaspray und Porno-Schnurli). Die vier Akte gestaltet er in einem Ambiente zwischen stilisiertem Rokoko und elegantem Minimalismus (Bühne: Rufus Didwiszus) mit Kostümen im 70er-Retro-Chic (Victoria Behr). Gebrochen wird Da Pontes Erzählung erst im letzten Akt: Statt eines Gartens öffnet sich der Blick auf eine schiefe, leere Fläche mit dunkelgrünem Grasteppich. Die Protagonisten verstecken sich nicht hinter Bäumen, sondern klettern durch kleine Falltüren im Boden.
Philippe Jordan, der die Rezitative am Hammerklavier selbst begleitet, formt am Pult des Staatsopernorchesters einen ebenso frischen wie innigen Mozart. Begeisterung und ein paar verirrte Buhs für diese im besten Sinne klassische Inszenierung.
Staatsoper, Fr, Do 19.00, So 14.00