Ohren auf Heimische Kost

Frau auf einem Sofa: Schlauer Pop und Zweierlei vom Soul

SEBASTIAN FASTHUBER
Feuilleton, FALTER 11/23 vom 15.03.2023

Viele Schauspielerinnen und Schauspieler zieht es zur Musik. Nicht selten klingt die dann selbstverliebt oder sie ist fad -manchmal beides gleichzeitig. Zum Glück geht es Julia Franz Richter, eine der coolsten jungen Frauen des Landes, anders an. Anstatt sich zu exponieren, wurde sie Teil des Franz Pop Collective. Dieses Trio macht irgendwie auch Theater oder Performances (Genaueres dazu ist von 22. bis 25.3. im Studio Brut zu erfahren), vor allem aber fantastischen Electropop: kühl, schlau, mit überraschenden Texten, eingängig und tanzbar. Das Überthema der Songs ist Isolation. "I Want Nothing" hat das Zeug zum T-Shirt-Slogan. Als Produzent firmiert der vom Jazz kommende Clemens Wenger, der für zeitgemäße Sounds sorgt, die gleichzeitig an spannenden Off-Pop der 1980er erinnern. Dritter im Franz-Bunde ist der Regisseur Felix Hafner. Dem Debüt-Kurzformat "Woman on a Sofa" (Las Vegas) wird hoffentlich noch mehr folgen.

Ebenfalls "nur" eine EP veröffentlicht Lou Asril. Der Soulsänger mit Wurzeln in der niederösterreichischen Provinz legte 2019/20 einen Blitzstart hin und galt als neue heimische Pophoffnung. Seither ließ er es ruhiger angehen. Seiner Musik hat das nicht geschadet. Die EP "Retro-Mix21" (recordJet, erscheint am 24. 3.) ist vielleicht weniger eingängig als sein Debütalbum. Sie klingt dafür freier, facettenreicher und ein bisschen böser. Das Beste kommt zum Schluss: Der Hochgeschwindigkeits-Electrofeger "Life".

Etwas böser würde einem auch Zelda Weber gut gefallen. Aber der Kritikerberuf ist kein Wunschkonzert. Und als Talentprobe in Sachen Soul geht der Erstling der jungen Sängerin, deren Stimme ein wenig an Amy Winehouse gemahnt, voll in Ordnung. Die Songs auf "Crude" (Monkey) stammen aus eigener Feder und lassen Tiefe zumindest in homöopathischen Dosen erahnen.

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