Lustig, schlau: "Zusammenleben"

Drehli Robnik
FALTER:Woche, FALTER:Woche 11/2023 vom 15.03.2023

Begrüßungsbussis gelten hier nicht als Übergriff; sehr wohl aber Kritik im Arbeitsalltag oder hilfsbereites Einkaufstasche-Abnehmen. Willkommen in Österreich! Wo es schon mal mehr Willkommen gab: Das vermerkt eine Teilnehmerin an Orientierungskursen der Stadt Wien für Leute, die der Job, die Liebe, die Flucht hierherführt. Diese freiwilligen Kurse, moderierte Diskussionen, zeigt "Zusammenleben"; selbiges hält der Film lose, legt Identitäten nicht fest. Neuangekommene sind von überall her; die Hiesigen auch, wie es mit Blick auf Wien einmal heißt. Der Dialog -Persisch, Arabisch, Türkisch u.a. - ist untertitelt, manches Wort fällt auf Deutsch: "Sterbefall", "verboten" oder, in einer strangen Lektion über Hitler, "politische Gegner". WC-Nutzung birgt ungewohnte Missverständnisse, Männlichkeit gewohnte Gewalterfahrungen für Frauen, hier wie dort.

Leerer Korridor, helle Kursräume; in ihnen zeigt die Kamera -still, nicht fixierend - Ansichten: Gesichter im Dazwischen von Sprechen und Zuhören; von Passbild, wie die Polizei es will, und Menschheitsikone, wie die Utopie es uns wünscht. Wessen Porträt entsteht da? Kurs- wohin? Im Off der Blicke, das die Bildgebung (Judith Benedikt, Thomas Fürhapter, Klemens Koscher) einrichtet, sitzen wir. Zusammenleben, genau. Lustig, schlau.

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