"Wir haben jeden Tag ein neues Problem"
Apotheken und Ärzten gehen Antibiotika und andere Medikamente aus - vor allem für Kinder. Wie konnte das passieren?
Ein typischer Montag beginnt für Nicole Grois mit dem Griff zum Hörer. Nicht um Termine mit Patienten auszumachen, sondern um die Apotheken der Stadt anzurufen. "Wir haben jeden Tag ein neues Problem", meint die Kinderärztin. Denn die Liste verfügbarer Arzneien wird kürzer. Nicht nur in der Ordination in Wien-Alsergrund.
Die Medikamente fehlen für die Kleinsten: Sultanol, Ospen, Nureflex. Also Mittel gegen Bronchitis, Antibiotika gegen Infektionen, Schmerzmittel fürs Fieber, vor allem in Saftform - Tabletten schlucken die wenigsten, Zäpfchen gibt es für Antibiotika nicht.
Dabei warnen Experten schon seit Herbst, dass es zu Engpässen kommen könnte, dass manche Wirkstoffe nicht in den notwendigen Mengen lagern. 23.000 Packungen Rückstand stehen auf den Listen der Apotheken. Viele davon im Kinderbereich. 1257 Arzneispezialitäten, die nicht oder nicht ausreichend verfügbar sind, listete das Bundesamt für Sicherheitswesen und Gesundheit 2022. Ein Rekord. Wie konnte es dazu kommen? Und warum hat es niemand verhindert?