Der Schriftsteller Bodo Hell feierte seinen 80. Geburtstag als Sternstunde der Umbaupausen
Die Kulturkritik der Woche
Man mag es nicht glauben, obwohl man' s eh besser weiß: Der seit Jahrzehnten alterslose, im gleichen geländewagenfarbenen Habit über Stock und Stein schnürende Bodo Hell, des Sommers Senn', den Rest des Jahres Schriftsteller und Hansdampf in manchen Gassen, hat am 15. März seinen 80. Geburtstag begangen. Anlass nicht nur für zwei Schrift, Kunst und Klang umfassende neue Publikationen (siehe Buchbeilage, Seite 11), sondern auch für ein Fest, das vergangene Woche im Porgy & Bess begangen wurde.
Der Zuhörerraum war gesteckt voll, und auch die Bühne des Jazzklubs in der Wiener Innenstadt war an diesem, von Ö1-Mann Johann Kneihs moderierten Abend zugestellt. Neben Gratulanten, Mikrofonen und Instrumenten (darunter ein aus tonleitergerecht zugeschnittenen Fliesen bestehendes Fliesophon) fanden sich da die dionysisch-barocken Sperrholzfiguren von Raja Schwahn-Reichmann, deren Auf- und Abbau die Anzahl der Umbaupausen zwischen den klingenden, singenden, swingenden, jodelnden und bodolobhudelnden Darbietungen noch erhöhte.
Der in Stadt und Gebirge gleichermaßen geländegängige, "hirtentäschelfitte"(Elfriede Czurda) Jubilar hielt sich mit eigenen Auftritten eher zurück, sorgte aber als Ziegenhirte im Sängerwettstreit mit Peter Gruber, dem Schafhirten von der Nachbarsalm, für einen Höhepunkt dieses umbaupausenreichen und dennoch kurzweiligen Abends. Wolfgang Puschnig war als paraälplerischer
Altsaxofonist gleichsam als Genius Loci zugange, ehe das tiptop bedirndelte Friesacher FrauenZimmer (Friesach bei Graz!) mit fulminantem Quartettgesang zeigte, wie man mit der Goaß ackert, und dafür mit Hell'schem Meisterwurzschnaps bedankt wurde.