Selbstverwirklichung als gemeinsame Erfahrung
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Schlimm genug, dass Karin Kneissl sich selbst mit ihrer durchsichtigen Mitleidsnummer blamiert. Die ehemalige Außenministerin habe aus Österreich flüchten müssen und sei "vertrieben" worden, erklärte sie vergangenes Jahr. Kneissl, die Dissidentin.
Ihre politischen Ansichten zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den sie von Beginn an als "minimalste Form der Eskalation" verniedlichte, hätten zu einem "De-facto-Arbeitsverbot" in Österreich geführt. Seither lebt sie gut im russischen System, ist Gastprofessorin an der Moskauer Universität MGIMO und Kommentatorin für Putins Propagandakanal RT. Für ihren Hochzeitstanzpartner verbreitet sie per Social Media munter derbe Kreml-Desinformation.
Zuletzt beispielsweise ein Video, das zeigt, wie der per Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesuchte russische Präsident die okkupierte ukrainische Schwarzmeerstadt Mariupol besucht und sich als Heilsbringer inszeniert. Kneissl ist nicht irgendeine unbedeutende Privatière, sie war eine der ranghöchsten Vertreterinnen Österreichs. Mit ihrer dreisten Kreml-Propaganda besudelt sie das Ansehen der gesamten Republik.