Haydn, Camus und die Erlösung

Neue Platten, FALTER 12/2023 vom 22.03.2023

Musik beginnt, wo die Sprache aufhört, heißt es. Dabei sind die Grenzen fließend: Wechselwirkungen zwischen Musik und Sprache, zwischen Wort und Ton, gibt es viele. Ihnen spüren die Wort-Musik-Programme im Wiener Musikverein nach. Der Schauspieler Max Müller und das Simply Quartet gestalten im Rahmen des Festivals "Beethovens Medizinlöffel" einen musikalisch-literarischen Abend im Gläsernen Saal. Müller, bekannt aus der TV-Serie "Die Rosenheim Cops", liest Ausschnitte aus Albert Camus' "Der Fremde".

Die Geschichte eines zum Tode verurteilten Mörders, der das Geschehen scheinbar emotionslos über sich ergehen lässt, findet er "gescheit wie eine philosophische Abhandlung und zugleich spannend wie einen Krimi. Eigentlich geht es darin nur um Erlösung."

Genau davon handelt auch Joseph Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze". Haydn komponierte das Werk ursprünglich für Orchester im Auftrag des Domherrn Marqués de Valde-Inigo im spanischen Cádiz, wo es 1787 uraufgeführt wurde. Den Text zur Passionsmusik lieferte der Passauer Domherr und Kapellmeister Joseph Friebert. Später schrieb Haydn eine Fassung für Streichquartett, die das junge, vielfach ausgezeichnete Simply Quartet zu Camus' Text zum Klingen bringt.

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