PETERS TIERGARTEN
Schwanereien
Peter Iwaniewicz schwant etwas, anderen entets

Zeichnung: Georg Feierfeil
Die besten journalistischen Perlen finden sich im Chronikteil der Medien, besonders wenn es dabei um unsere gefiederten Freunde geht. Diesmal durfte die Burgenland-Redaktion von ORF Online eine epische Coming-of-Age-Geschichte voller Liebe, Wut und Entfremdung schreiben. Nein, schreiben wäre zu banal, es wurde vielmehr ein Drama in digitalen Marmor gemeißelt.
Die Story beginnt stark: "Eineinhalb Jahre hat der Junggeselle in dem Fischteich die pure Idylle verkörpert." Doch dann war plötzlich "Schluss mit den paradiesischen Zuständen". Es kam bei unserem jugendlichen Protagonisten zu erratischen Wutausbrüchen und sogar zu tätlichen Übergriffen: "Manchmal stieg er sogar aus dem Teich und ging zum Angriff über."
Es war aber nicht Aquaman, sondern ein Schwan, der zwei Damen attackierte. Diese können jetzt "ein Lied singen - blaue Flecken an den Beinen inklusive". An dieser Stelle wird die Leserschaft intellektuell gefordert: Welches Lied handelt von Hämatomen? Oder ist dies ein sophistischer Hinweis darauf, dass Höckerschwäne nicht singen können, sondern nur ihre Opfer vor Schmerzen jodeln?
Egal, jetzt tritt der Bürgermeister auf und weiß: Der Schwan sei anfangs ziemlich lange alleine gewesen, bis ihn plötzlich eine Ente besucht habe und immer neben dem Schwan geschwommen sei.
Langsam klärt sich der trübe Fischteich: "Der Grund für die Verhaltensveränderung könnte im Hormonhaushalt des Junggesellen zu finden sein." Und da es kein Schwanweibchen (Anm.: gendern geht anders) gebe, habe sich der junge Schwan offensichtlich in die Ente als Ersatz verliebt.
Ungebremst rast das Epos mit einer interessanten Metapher bzw. einem Oxymoron auf seine Klimax zu: "Blind vor Liebe und voll mit Hormonen verteidigte der gefiederte Platzhirsch also sein Revier."
Wie wird das alles enden? Das Publikum tobt bereits auf den Rängen, als unvermutet eine "autodidaktische Schwanexpertin" erscheint und "der Polizei mitteilt, dass sie den Schwan holen wolle und zur Untersuchung zum Verein Tierschutz Austria in Vösendorf bringen werde, weil er in Zagersdorf nicht artgerecht gehalten werde".
Na, Bumsti! Ein perfekter Cliffhanger und wir warten sehnsüchtig auf das Sequel "Der Gesang des Schwans - Ein Schwanbulle kehrt zurück". Dazu ein Titelsong aus der Carmina Burana: "In der Schüssel muss ich liegen, nicht zu denken ist ans Fliegen, zähnefletschend sie mich kriegen " Pulitzerpreis subito!