Postkinokonversation bei Ergriffenheitsgefälle
Jetzt ist es also endlich da, das Nonstop-Kinoabo. Für 24 Euro pro Monat kann man sich in zehn Wiener Kinos unbegrenzt viele Filme anschauen. Nachdem ich ein Freund der ein bisschen in Vergessenheit geratenen Kulturtechnik des kollektiven Kinobesuchs bin (Pärchen fallen nicht unter diese Kategorie), setze ich darauf, dass die Abos reißenden Absatz finden und die Abonnentinnen und Abonnenten einander animieren werden, gemeinsam das Kino aufzusuchen. Hernach geht man dann noch was trinken -wenn man darf. Nach "The Banshees of Inisherin" hätte ich dringend zwei, drei Pints Guinness gebraucht, aber ich war gerade auf Getränkeurlaub und die Pubs waren entweder überfüllt oder geschlossen, sodass es dann die Hauslimo im Gagarin geworden ist (eh auch lecker). Spannender als die Frage, was man nach dem gemeinsamen Kinobesuch trinkt, ist die, worüber man spricht. Meiner Erfahrung nach lässt sich Postkinokommunikation am leichtesten an, wenn alle den Film daneben fanden. Das Einverständnis darüber wird ja oft schon während der Vorstellung hergestellt. Als wir uns gemeinsam "Corsage" angesehen haben, knurrte meine Frau bereits nach einer Dreiviertelstunde: "Wo ist Luigi Lucheni, wenn man ihn braucht?!" Bei einhelliger Begeisterung hingegen wird interessanterweise oft nicht viel oder gar nicht gesprochen. Man steht noch unter dem Eindruck des gerade Gesehenen und möchte das jetzt nicht "zerreden".