„Die Sitten sind verdorben“
Der Wiener Chefankläger wird angeklagt und freigesprochen, obwohl er vor dem U-Ausschuss die Unwahrheit gesagt und Akten gegen die WKStA hinausgespielt hat. Der Fall Johann Fuchs mäandert zwischen Posse und Staatsaffäre
César Rendueles: Gegen Chancengleichheit. Ein egalitaristisches Pamphlet. edition suhrkamp, 328 S., € 21,50
Auf den ersten Blick ist der Buchtitel "Gegen Chancengleichheit" eine einzige Provokation. Doch schon nach wenigen Seiten wird klar, was der spanische Soziologe, Professor an der renommierten Universidad Complutense in Madrid, mit seinem analytisch brillanten Text verfolgt: die Idee einer besseren Gesellschaft. Dabei ist Rendueles kein Gutmensch, kein radikaler Träumer. Er zeigt auf, wie sehr Egoismus Standard des Denkens und Handelns ist und in immer mehr gesellschaftliche Bereiche eindringt.
Differenziert erklärt er, dass die Forderung nach Gleichheit allein nicht genüge, um soziale Ungleichheit aufzuheben. "Gleichheit ist nicht Zielpunkt der Reise, sondern der Weg selbst", formuliert er im Epilog. Er beklagt, dass mit dem Verschwinden der Utopie einer materiell gleichen Gesellschaft immer mehr Platz für Vorschläge und Theorien liberalkonservativer und/oder autokratischer Denker geschaffen wird, die dann auch umgesetzt werden. Hingegen hat die politische Linke kaum mehr elaborierte,