Tanz den Schwurbler
Die Operette gilt wieder als hip - dank Komponisten wie Moritz Eggert, der nun an die Volksoper kommt

Moritz Eggert, 57, formte seine neue Operette aus Verschwörungsmythen (Foto: Heribert Corn)
Moritz Eggert ist außer Atem. "Die Besprechung nach der Probe hat länger gedauert", entschuldigt er sich. "Die letzte Verschwörung" steht auf dem himmelblauen Deckblatt der A3-Partitur vor ihm. Zwei Jahre lang hat der deutsche Komponist an Text und Musik gearbeitet, am 25. März steigt die Uraufführung an der Wiener Volksoper.
Lotte de Beer kontaktierte Eggert gleich nach ihrer Ernennung zur neuen Leiterin des Hauses. Ob er eine moderne Operette für sie schreiben könne? Gleich in der folgenden Nacht skizzierte der Fan skurriler Verschwörungstheorien eine Handlung und schrieb ein ausführliches Exposee. "Tags darauf hatte ich den Job."
Den Stoff für seine Mythos-Operette fand Eggert in den sozialen Medien. Monatelang durchforstete er Telegram-, Twitter- und Youtube-Kanäle; er diskutierte und stritt virtuell. Sprache und Videos der Verschwörungstheoretiker fließen in die Handlung mit ein, dazu erklingen E-Gitarren, verstärkte Violinen und eine Barockharfe. "Das Stück hat wahnsinnig schnelle Wechsel", erklärt er. "Sobald man glaubt, die Wahrheit enthüllt zu haben, tut sich eine neue Verschwörung auf."