Warum alle als Opfer gelten wollen
Einwurf
Es war eine von den unscheinbaren Nachrichten. Und doch zeigte sich hier ein zentraler gesellschaftlicher Konflikt in aller Deutlichkeit. In der sprichwörtlichen Nussschale sozusagen. Letzte Woche tauchte ein Video von einem Faschingsumzug in einem Tiroler Ort auf: das "Thaurer Mullerlaufen" am 16. März, am "Unsinnigen Donnerstag". Laut Eigendefinition eine Mischung aus Brauchtum und Volkswitz. Auf dem Video sah man eine Gruppe von Männern - bis auf eine kurze Stoffhose fast nackt, am ganzen Körper schwarz angemalt und mit Ketten aneinandergefesselt. Um sie herum eine Gruppe weißer Männer mit Trommeln und einem künstlichen Kamel. Teils wurden die "Sklaven" auch ausgepeitscht und hatten rote Striemen am Rücken.
Ein aufgebrachter Beobachter meldete daraufhin das Video bei der ARAtirol, der Meldestelle für Antirassismus-Arbeit in Tirol. Diese verurteilte die Aufführung: "Hier werden Menschen, die gesellschaftlich leider immer noch marginalisiert sind und nicht die gleichen Rechte haben, menschenverachtend dargestellt."