Grünes, rotes Wien
Während Aktivistinnen und Aktivisten Wien zur Betonhauptstadt erklären, will die Gemeinde bis 2040 klimaneutral sein. Wie gut ist Wiens Klimapolitik nun wirklich? Eine Erkundung an drei Orten

In Rothneusiedl, ganz im Süden Wiens, soll bald ein neues Stadtentwicklungsgebiet entstehen. Andreas Gugumuck (links) bewirtschaftet den letzten Acker hier und züchtet Schnecken. Bernhard Steger (rechts) verantwortet die Stadtplanung rund um den Zukunftshof (Foto: Heribert Corn)
Das 1,5-Grad-Ziel ist etwas für Romantiker. Viele Forscher haben es schon für tot erklärt, sie sind sich sicher, dass wir die Erderhitzung nicht auf 1,5 Grad begrenzen können. Und sollte es doch noch einen Funken Hoffnung geben, lebt er gerade dort, wo man ihn nicht vermuten würde: In den Großstädten, wo der Blick dem Beton kaum entkommt.
Schon die Hälfte der Menschheit lebt in Städten, bis 2050 werden es zwei Drittel sein. Für die Klimabilanz ein entscheidender Vorteil: Je höher die Einwohnerdichte, desto geringer die CO₂-Emissionen pro Kopf. In Vorstädten sind sie doppelt so hoch wie in Ballungszentren. Sind die vollversiegelten Städte also die wahren Klimahelden? Wege sind dort kürzer, Menschen leben auf weniger Raum, kleine Schritte können hier schnell Unterschiede machen, schreibt der Klimaökonom Gernot Wagner in seinem Buch „Stadt, Land, Klima“. Eine einzige neue Buslinie, ein neuer Radweg können das Verhalten von Tausenden ändern.