Blattkritik
Zur Jubiläumsausgabe der Presse am Sonntag: Warum kann sie nicht jedes Wochenende so sein?
Sonntagfrüh herrscht auf Wiens Straßen gähnende Leere, ganz im Gegensatz zu den prall gefüllten Zeitungstaschen an jeder zweiten Häuserecke. Nur die Presse fehlt seit rund zwei Jahren, die Geschäftsleitung entschied, die Sonntagsausgabe nur mehr über Abonnements zu verkaufen. Schade, denn die Presse am Sonntag ist ein gutes Gegenprogramm und zeigt exemplarisch, wie eine Sonntagsausgabe aussehen könnte. Nämlich qualitativ -und inhaltlich, auch wenn sie natürlich gutbürgerlich und konservativ ist.
Auf dem Cover der Jubiläumsausgabe zum 14. Geburtstag feiert sich die Presse mit den beiden Gast-Chefredakteuren Lila und Karl Schwarzenberg - und einer langen Liste an Gastautoren und -autorinnen. Der Name Schwarzenberg öffnet Türen. In der Ausgabe finden sich viele ausführliche Interviews, etwa mit dem deutschen Ex-Außenminister Joschka Fischer, dem ukrainischen Politologen Ivan Krastev, dem Sänger Herbert Grönemeyer und der Modemacherin Diane von Fürstenberg.
Die Ressorts tragen diesmal andere, auf den ersten Blick alles und nichts sagende Namen wie "Würde" oder "Nähe", aber darin findet sich dann viel Lesenswertes. Etwa die kurzen Essays von Frauen in Krisengebieten oder das Interview mit UN-Kommissar Volker Türk über Freiheit. Gern mehr davon, auch wenn kein Jubiläum ansteht!