Ein Jahr voll männlicher Gewalt
Gewalt geht uns alle an. Daher findet Antje Schupps Inszenierung von "Du Herbert -Ein Einblick in die Grausamkeit" mitten auf dem Heldenplatz statt. In einem Glaskubus, der von drei Seiten Einblick gewährt, stehen Vera von Gunten und Clara Liepsch und lesen aus zwei dicken Evangelien. Sie spielen Herbert, einen universellen Täter, der alle Femizide, Überfälle und Messerstiche eines Jahres in Österreich in sich vereint.
Dem Stück liegt das gleichnamige Buch von Lydia Haider, Judith Goetz und Marina Weitgasser zugrunde. Die drei Autorinnen sammelten über ein Jahr lang alle Nachrichten über männliche Gewalttaten auf der Orf.at-Startseite. Diese 450 Screenshots scheinen im Stück chronologisch auf, während Herbert das Publikum an seinen Gedanken dazu teilhaben lässt: "Richten kann man auch mit einem Fondue-Spießerl", sagt er zum Beispiel. Oder: "Was ich auch bin, ich kann mich wehren. Ich hab ein Schwert."
Und weil es beim Reden selten bleibt, machen sich in Herbert immer mehr Aggressionen breit. Viele Dosenbiere hat er schon gekippt, er ist "im Öl", und die Äxte, Gewehre und Baseballschläger hängen ja nicht zum Spaß an der Wand. Blut spritzt an diesem Abend, bei dem das Publikum Schutzanzüge und Schutzbrillen trägt. Eine Realität, die einen erschaudern lässt.