STADTRAND: URBANISMUS-KOLUMNE
Was die FPÖ nicht versteht: Drag-Queens sexualisieren keine Kinder
Dominik Nepp, Wiener FPÖ-Chef und ortsbekannter Wüterich, wütet wieder. Aktuell erregt eine Kinderbuchlesung sein Gemüt, denn die Wiener Dragqueen Candy Licious las am 20. März in der Buchhandlung Analog im sechsten Bezirk aus "Schwanenteich", und der Bezirk Mariahilf lud dazu ein.
Im vergangenen Juni mauerte die rechtsextreme Identitäre Bewegung vor Candy Licious' erster Lesung den Eingang zur Bücherei symbolisch zu. Nepp hat keine Absicht, eine Mauer zu errichten, aber spricht von "Frühsexualisierung", ein Schlagwort gegen alles, was nicht klassisch Mutter, Vater, Kind ist. Bisher verwendeten es etwa Nazis gegen Selbstbefriedigung, die katholische Kirche gegen die Zeitschrift Bravo und aktuell die US-Konservativen gegen Dragqueens. Was genau Dominik Nepp mit Frühsexualisierung meint, ist unklar. Candy Licious liest nicht aus Pornoheften, sondern aus einem Kinderbuch. Drags sind keine Erotikdarsteller, das ist eine Kunstform aus der Travestie, die bereits Anfang 1900 dokumentiert wurde. In Wien lebt eine bunte Szene von Männern, die sich als Frauen verkleiden.
Der Zweck der Lesung sei es, Geschichten vorzustellen, in denen Anders-Sein normal sei. Im Kinderbuch "Schwanenteich" will ein Frosch Balletttänzer werden, obwohl nur Vögel das dürfen. "Ich habe die FPÖ mehrmals zu einem Dialog eingeladen, aber es kam nie eine Antwort," sagt Candy Licious. Als würde es hier um echte Debatte gehen.