Ostern in Wien

Tanzverbot und geschlossene Bühnen? Die Tage um Ostern sind nicht die veranstaltungsreichsten im kulturellen Wiener Jahreskalender. Los ist dennoch genug. Hier finden Sie eine Handvoll Tipps der Falter:Woche-Redaktion für die urbane Freizeitgestaltung von Gründonnerstag bis Ostermontag

FALTER:Woche, FALTER:Woche 14/2023 vom 04.04.2023

„Ach, Sisi“ heißt es am 9. April im Volkstheater (Foto: Marcel Urlaub/Volkstheater)

Jazzige Ostern

Christliche Feiertage? Bah! Dem Porgy & Bess ist nichts so heilig wie sein tägliches Konzertprogramm. Selbst während der Pandemie hat der Wiener Jazzclub allabendlich Livemusik präsentiert – wenn auch nur für ein Online-Publikum. Von 6. bis 8. April werden sogar beide Bühnen des Hauses bespielt. Oben in der Strengen Kammer gehen es Anna Widauer & Chris Norz (Foto) jeweils ab 19 Uhr experimenteller an, mit täglich wechselnden Programmen.

Die große Bühne im Keller gehört am 6. April dem als Musikprofessor in Linz gelandeten US-Modern-Jazz-Saxofonisten Allan Praskin. Tags darauf präsentiert Falter-Redakteur Klaus Nüchtern dann die neueste Produktion seines Liebhaberlabels Handsemmel Records: Das international besetzte Quispel Quintet zeigt sich vom niederländischen Schriftstellers A. F. Th. van der Heijden inspiriert und beackert stilistisch ein ziemlich breites Terrain, von cooler Eleganz bis zu aufgewecktem Gewurl.

Am Samstag tut sich der Schriftsteller und Kurzzeit-Austropopper Michael Köhlmeier mit Gitarrenlegende Harri Stojka zusammen, auf dem Programm stehen Geschichten der Roma, literarisch wie musikalisch. Am Ostersonntag kredenzt das mit Kontrabass und Schlagzeug klassisch besetzte Trio um den Pianisten Alan Bartuš energiegeladenen Akustikjazz; den Ostermontag bespielt der australische Multiinstrumentalist James Morrison samt Quartett. Konzertbeginn ist jeweils um 20.30 Uhr, per Livestream können Sie auch von auswärts am Schirm miterleben.

Das Jazzland beim Schwedenplatz, ein weiterer Garant für tägliche Livemusik, macht am Sonntag und Montag zwar ausnahmsweise Kurzurlaub, davor aber gibt es – jeweils ab 21 Uhr – dreimal traditionelle Kost zwischen swingenden Jazz und Blues: Am Donnerstag vom Uli Datler Trio mit Ilse Riedler als Gast am Tenorsaxofon, am Freitag vom Flip Philipp Quintett und am Samstag von Altmeister Al Cook Cook, der diesmal im Duo mit Pianist Charlie Lloyd spielt.

Gerhard Stöger

www.porgy.at und www.jazzland.at


Eiersuche und Bastelwerkstatt

Wo sollen die Ohren hin, und wie gelingt die Blume, der Schwanz des Hasen, am besten? Im Mak – Museum für angewandte Kunst lernen Kinder ab vier Jahren am 8. April um 16 Uhr, wie man Hasen faltet. Eine Führung durch die aktuelle Ausstellung „Falten“ rundet das Programm für die Erwachsenen und ihren Nachwuchs ab.

Basteln können Kinder auch in der ­Osterhasen-Werkstatt beim Ostermarkt Schloss Schönbrunn (bis 11. April). Dort gibt es außerdem eine Mitmach-Ralley mit kniffligen Rätseln, ein Spielehäuschen und ein Quiz am Karsamstag.

Beim dreitägigen Fest Frühlingswirbel feiert das Rathaus noch bis 6. April den beginnenden Frühling mit Theater, Kreativstationen und Brettspielen. Ostereiersuche, Bühnenprogramm und Kinderschminken bietet das Osterfest im Böhmischen Prater am 8. April ab 14 Uhr.

Sara Schausberger

www.ostermarkt.co.at; www.mak.at und www.wienxtra.at


Theater mit Wallfahrt, Sisi und Mozart

Am stillen Karfreitag klafft in den Theaterspielplänen ein Loch. Dafür bieten die anderen Osterfeiertage ein sehenswertes Programm. Das Burgtheater-Kasino feiert am Gründonnerstag sogar Premiere mit einer gewagten Neuinterpretation der „Zauberflöte“.

„Ach, Sisi“ heißt es am 9. April im Volkstheater. Rainald Grebe findet in seinen „Neunundneunzig Szenen“ (Foto) eine Balance zwischen der Verarschung des kommerziellen Hypes rund um die Kaiserin und einer informativen Betrachtung ihres Lebens. Wer es zu Ostern lieber heilig mag, dem sei „Die Eingeborenen von Maria Blut“ am 8. April im Akademietheater empfohlen: Eine gigantische Marienstatue dominiert das Bühnenbild – und religiöser Wahn Maria Lazars Erzählung, die hier mit Puppenmasken und viel Latex fürs Theater adaptiert wurde.

Sara Schausberger

www.burgtheater.at und www.volkstheater.at


Art Nouveau

Wer sind die Newcomer:innen in der Kunst? Was machen die Youngsters und wo stellen sie aus? Mit der Gruppenschau „Über das Neue“ wagt sich das Belvedere 21 ein zweites Mal nach 2019 an einen Überblick. Dieses Mal stehen die künstlerischen, sozialen, szenemäßigen Auswirkungen der Pandemie ebenso auf dem Tapet wie inhaltliche Fragen zu Ökologie oder Diversität. Der Clou: Die Schau hat nicht nur eine, sondern drei Vernissagen (6. April, 13. Juli und 25. Oktober), weil sich neben den fünf internen Kuratorinnen noch 15 Projekträume aus Wien, Linz und Salzburg an der Programmierung beteiligen. Beim Auftakt sind unter anderem der Kunstverein Gartenhaus, das Memphis Linz und das Queer Museum Vienna dabei.

Nicole Scheyerer

Belvedere 21, Di, Mi und Fr–So 11.00 bis 18.00, Do 11.00 bis 21.00


Parsifal und starke Liebe

Die Wiener Staatsoper zeigt am Osterwochenende traditionell Richard Wagners „Parsifal“ (Foto; 6. und 9. April, 17.30 Uhr). Das liegt neben dem Libretto – der dritte Akt spielt an Karfreitag – auch am Stück selbst: „Parsifal“ ist nicht einfach eine Oper, sondern ein „Bühnenweihfestspiel“. Kirill Serebrennikow verlegt die Handlung in ein Gefängnis, die Figur des Parsifal gibt es im Doppelpack. Für die fünfstündige Aufführung braucht es zwar Sitzfleisch, dafür wird man mit herrlicher Musik belohnt.

In der Hofburgkapelle erklingt am Karfreitag Heinrich Schmelzers Sepolcro „Stärcke der Lieb“ (7. April, 16.30 und 19.00 Uhr). Diese besondere Form des Oratoriums entstand, weil der Kaiser trotz Theaterverbots unterhalten werden wollte. Es musiziert das großartige Alte-Musik-Ensemble dolce risonanza.

Miriam Damev

www.wiener-staatsoper.at

www.hofmusikkapelle.gv.at


Von wegen Tanzverbot

Die Outdoorsaison läuten Makossa & Sugar B optimistisch am Gründonnerstag ab 18 Uhr im Usus am Wasser ein. Sollte es während der FM4 Live Recording Session graupelschauern, übersiedelt die Party rein. Am Karfreitag kann es dann ruhig schneien, denn das Interieur der Location dürfen Feierwütige nicht verpassen: Der Club Methusalem (Flyer) bespielt mit dem Sound der 1930er- bis frühen 1960er-Jahre nämlich ab 20 Uhr die ansonsten nicht zugängliche Manner-Jugendstilvilla in Neuwaldegg (Klampfelberggasse 2).

Am Ostersamstag versuchen diverse DJs gegen den Autolärm am Gürtel anzuspielen, beim Gold Rave: ’23 Season Opening im Emil-Maurer-Park wird der Unort ab 16 Uhr zum Club. Und am Ostersonntag sticht die Bootsparty Kein Sonntag ohne Techno wieder in See. Start (14.00 Uhr) und Ziel ist der Handelskai, dazwischen liegen die schöne blaue Donau und der ein oder andere Beat. Danach zieht die Party in die Pratersauna weiter.

Barbara Fuchs


Aaahhhooouuu, auch mondfühlig?

Vollmond trübt Annemarie Geigers Schlaf. Das brachte die 52-jährige Tourismusmanagerin auf eine Geschäftsidee: Warum nicht nachts unter dem Titel „Wiener

Geheimnisse bei Vollmond“ (Maria-Theresien-Platz, 7. und 8. April, 20.00 Uhr) durch die enge Gassen der Innenstadt führen? Stehenbleiben bei der Hofburg und hinter den beleuchteten Fenstern die weiße Frau suchen, die zuletzt 1898 in Sisis Todesjahr in Erscheinung trat. Oder in der Blutgasse, wo immer noch unklar ist, ob im Mittelalter hier nicht einmal Blut von Schlachthöfen in Rinnsalen entlangfloss und das geheimnisvolle Gässchen so zu seinem Namen kam.

Nathalie Großschädl

Anmeldung unter: www.anne-guides.at


Popbotschafterin der Ukraine

„Slukhay“, also „Hör zu!“, titelt die erste Europatour von Alina Pash. Die ukrainische Sängerin und Rapperin hat eine Menge zu erzählen, sieht sie sich doch als Botschafterin ihrer vom russischen Angriffskrieg geplagten Nation. In ihren Songs mischt sie deshalb ukrainische Texte mit englischsprachigen Passagen.

1993 im Westen der Ukraine geboren, begann Pashs Karriere 2015 mit der Teilnahme an der TV-Show „The X Factor“. Ihr vielschichtiger Sound verbindet die Folklore des Landes mit Hip-Hop, Elektronik und R’n’B. 2022 gewann Pash die Song-Contest-Vorausscheidung. Sie verzichtete aber auf die Teilnahme, nachdem bekannt geworden war, dass sie 2015 die von Russland annektierte Halbinsel Krim besucht hatte, ohne sich zu registrieren. Nun gibt die Musikerin ihr Wiendebüt.

Sebastian Fasthuber

Das Werk, Fr 19.00


Ein Fest für große und kleine Öffis-Fans

Die Remise im 3. Bezirk lädt ganzjährig zu eine Reise durch die Geschichte des öffentlichen Verkehrs in Wien ein. Dieses Wochenende schmeißt das Verkehrsmuseum ein Osterfest mit Programm für die ganze Familie. An Bus-, Bim- und U-Bahn-Simulatoren lassen sich die Fähigkeiten als Fahrer:innen überprüfen, diverse Quizstationen dienen der Weiterbildung, und wer das Goldene Osterei findet, gewinnt eine Oldtimer-Rundfahrt.

Für die kleinen Gäste gibt es Ostereiersuche mit Geschenken sowie eine Mal- und Bastelstation, eine Osterjause bekommen alle. Wie man am besten hinkommt? Öffentlich natürlich, mit U3, der Straßenbahnlinie 18 oder den Bussen 77A und 80A.

Gerhard Stöger

Verkehrsmuseum Remise, 8. und 9.4., 10.00 bis 18.00


Die Karwoche sorgt für massig Chormusik in Kirchen

Die Kirchenglocken schweigen in der Karwoche traditionell, umso wichtiger ist die A-cappella-Chormusik. Domkapellmeister Markus Landerer etwa ist von Palmsonntag bis Ostermontag massiv gefordert: Ganze 45 Stunden Musik hat er im Stephansdom zu verantworten. Aber auch in anderen Kirchen der Innenstadt – Jesuitenkirche, Augustinerkirche, Peterskirche, Michaelerkirche – reiht sich Chorkonzert an Chorkonzert, extra festlich gestimmt.

Gerhard Stöger

www.erzdioezese-wien.at

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