Dolm
Nach dem Erdbeben in der Türkei haben Tausende alles verloren. Karner beeindruckt das überhaupt nicht
Zwei Monate wartet ein Arzt aus Favoriten auf einen Termin bei der Polizei. Er braucht ihn dringend, weil er die elektronische Verpflichtungserklärung einreichen will, um seine Schwiegermutter vorübergehend von der Türkei nach Österreich zu holen. Sie hat dort kein Zuhause mehr. Nach dem Erdbeben liegen tausende Gebäude in Schutt und Asche oder sind unbewohnbar. Es gibt kaum Wasser, kaum medizinische Versorgung, nachts hat es etwa sechs Grad. Aber in Österreich lebende Verwandte dabei unterstützen, ihre Familie schnell nach Österreich zu holen, das will Innenminister Gerhard Karner offenbar nicht. Dabei ist das Visaverfahren ohnehin langwierig. Diese Menschen brauchen aber sofort Hilfe, sie haben kein Dach über dem Kopf. Nicht in allen Polizeikommissariaten in Wien ist die Vergabe derart schleißig. Aber nur in sechs von 14 Dienststellen erhalten Antragsteller innerhalb der nächsten Woche einen Termin. In der Donaustadt ist der erste freie Zeitpunkt im Juni.
Was Karner überhaupt machen könnte? Die Visaverfahren für Angehörige aus der Türkei und Syrien vereinfachen. In Deutschland ist das bereits der Fall.