Kann man beweisen, dass kein Nashorn da ist?
Philosophie zu betreiben bedeutet anzuerkennen, dass es auf viele Fragen keine einfachen Antworten gibt. Vier neue Bücher führen vor, wie man der Liebe zum Denken in verschiedenen Altersstufen Nahrung geben kann
Kinder leben in einer anderen Welt als Erwachsene. Von dieser These ging Jean-Luc Nancy in seinem 2018 vor Kindern gehaltenen Vortrag aus. Der 1940 geborene Philosoph, der 2021 starb, packte dabei Beispiele aus der eigenen Kindheit aus. Das machte ihn vor seiner Zuhörerschaft glaubwürdig, was deren interessierte Fragen am Ende des Buches beweisen. Statt die Welt und die kindliche Psyche schönzureden, holte der Denker sein Publikum bei realen Problemen ab. Wer hat nicht schon einmal behauptet, seine Hausaufgaben gemacht zu haben, obwohl es nicht stimmte?
Kinder lügen zumeist aus Bequemlichkeit, Neid oder Geltungssucht. Lügen erfordert für Nancy eine gewisse geistige Kraft: etwas zu behaupten, obwohl man weiß, dass es nicht wahr ist. Man kann nicht lügen, ohne es zu merken. Damit kommt Nancy zum Problem der Wahrheit, die man oft gar nicht so leicht dingfest machen kann. Erst recht in der Welt der Erwachsenen, wo Politik und Werbung professionell mit Unwahrheiten arbeiten.