Mein Vater, der stille Venezianer

FALTER:Woche, FALTER:Woche 14/2023 vom 05.04.2023

Das Verhältnis zu seinem Vater war immer von Ferne und Stille geprägt, erinnert sich Andrea Segre. Im Februar 2020 beschließt der Filmemacher, sich den Wurzeln des verstorbenen Ulderico Segre anzunähern -und dessen Geburtsstadt Venedig zu erkunden. Was ihn zu diesem Zeitpunkt erwartet, konnte niemand ahnen.

"Moleküle der Erinnerung - Venedig, wie es niemand kennt" ist eine Mischung aus Dokumentarfilm, Corona-Zeitdokument mit magisch-leeren Bildern der Stadt und persönlicher Reflexion: Segre durchzieht sein Werk mit Archivmaterial seiner Familie und des alten Venedigs und arbeitet sich - auch als Erzähler -an der Beziehung zu seinem Vater ab. Schält die Verbindung zwischen einem Ort, über dem stets die Gefahr des Versinkens und nun auch jene des Virus schwebt, und einem zeitlebens herzkranken Mann heraus. Nicht immer ist das melancholisch-poetische, sehr private Kreisen um den Vater ganz verständlich. Auch lässt Segres familiärer Fokus die Gespräche mit seinen Interviewpartnern -dem Fischer, der Ruderin, dem vom Hochwasser leidgeprüften Paar, der Kennerin der Salzsümpfe - gar knapp ausfallen.

Dann wieder passt der unorthodoxe Doku-Mix, ein leicht wackeliger, kleiner Pfahlbau von einem Film, vielleicht perfekt zu dieser unendlich schönen, morbiden Stadt.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmhaus)

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