Splatter-Szenen einer Ehe

FALTER:Woche, FALTER:Woche 14/2023 vom 05.04.2023

Die Ehe ist ein Horrorszenario, das in einem Blutbad endet. Zumindest bei Marianne und Johan, die zuerst noch im Interview mit einer Zeitschrift betonen, wie glücklich sie ihr gemeinsames Leben macht, um sich nur wenig später gegenseitig die Gedärme aus dem Körper zu stechen.

Markus Öhrn hat aus Ingmar Bergmans sechsteiliger Fernsehserie "Szenen einer Ehe" einen zweieinhalbstündigen Theaterabend mit Splatter-Elementen gemacht. "Viel Spaß" wünscht der schwedische Regisseur zu Beginn jeder der vier Szenen halbernst, halbironisch aus dem Off. Durch die groteske Überzeichnung entsteht beim Zuschauen tatsächlich so etwas wie Spaß.

Elias Eilinghoff und Bettina Lieder treten in Masken auf. Die Augen starren überdimensional groß, die Lippen sind wulstig, die Stimmen verzerrt. Schon in der ersten Szene im sterilen Wohnzimmer wie aus dem Katalog macht sich Horror breit, wenn das Paar zu Beethovens "Mondscheinsonate" und Wandsprüchen wie "Enjoy little things" aus dem Eheleben berichtet und Johan seine Frau in Dauerschleife fragt: "Wie meinst du das?"

Es folgen eine lange Nabelschnur, Blut und sexuelle Gewalt im Schlafzimmer, Würstchen im Ferienhaus und Messerstiche beim Unterzeichnen der Scheidungspapiere. Ein absurd gelungenes Kammerspiel.

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