Der neunte Bezirk bekommt einen Gedenkort für Femizide

Urbanismus-Kolumne

Daniela Krenn
Stadtleben, FALTER 14/2023 vom 05.04.2023

Büsche, zwei leere Sitzbankerln, eine Telefonzelle, die niemand mehr benutzt. Der kleine Platz, wo Nußdorfer Straße und Fluchtgasse im neunten Bezirk aufeinandertreffen, ist unscheinbar, unbenutzt - und namenlos. Das soll sich bald ändern.

Wien soll einen Ni-Una-Menos-Platz bekommen, Innsbruck hat einen solchen bereits. Ni una menos, auf Deutsch: keine Einzige mehr, ist eine lateinamerikanische feministische Bewegung. Sie besteht seit 2015 und macht weltweit auf getötete Frauen aufmerksam.

Nicht zufällig wählten die Grünen-Alsergrund diesen Platz, um ihn zu einem Gedenkort gegen Femizide zu machen. Eine Trafik auf der gegenüberliegenden Straße ist mit Holzplatten verschlossen, drei weiße Friedhofskerzen stehen vor dem ehemaligen Eingang. An der Glasscheibe steht: "Stoppen wir Femizide." Im März 2021 schlug ein Mann in dieser Trafik seine Exfreundin zusammen, übergoss sie mit Benzin und zündete sie an. Die 35-jährige Trafikantin starb Wochen später an ihren Verletzungen.

Passanten, die zwischen Bimhaltestelle, Hofer und Cafe Nuss den Platz überqueren, sind irritiert von der spanischen Namensgebung, wenige erinnern sich daran, was hier vor knapp zwei Jahren passierte. Das ist wohl schon ein Beweis, dass es so eine Irritation in Wien braucht. Der Verein Autonome Frauenhäuser listet österreichweit 28 mutmaßliche Femizide im Jahr 2022 auf.

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