Was dir Heute kann besorgen
Die Gratiszeitung Heute ist zum Korruptionsfall geworden. Überraschend ist das nicht: Das schlampige Verhältnis von Politik und Medien war sogar der Gründungsgedanke des Boulevardblattes
Zu ihrem 50. Geburtstag gönnte sich Eva Dichand im Februar ein eigenes Jubelheft. Nicht alle der 96 Seiten über „Karriere, Leben und Glück“ der Herausgeberin der Gratiszeitung Heute sind gut gealtert. „Dass in Österreich private Textmessages an die Öffentlichkeit gehen, ist ein Wahnsinn. Die sollen Hausdurchsuchungen machen und Handys kassieren, die sollen die Leute anklagen und von mir aus auch verurteilen. Aber diese extreme Stimmungsmache ist ganz schlecht für unser Land“, erklärte Eva Dichand im Interview. Wenige Wochen später gab es eine Hausdurchsuchung in den Räumlichkeiten der Geschäftsführung von Heute in der Wiener Walfischgasse und kurz darauf wurden Textmessages von Eva Dichand öffentlich bekannt.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen die Medienmanagerin Eva Dichand. Der Verdacht: Sie soll positive Berichterstattung über den früheren ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz im Gegenzug für öffentliche Inserate und ein reichenfreundliches Stiftungsrecht gedealt haben. Was hier mit den Mitteln des Strafrechts verfolgt wird, ist ein demokratiepolitisches Problem, das in Österreich seit Jahrzehnten besteht. Und an keinem Medium lässt sich das besser beschreiben als an Heute. Das Kleinformat ist als lukratives Liebeskind aus der Beziehung der Wiener SPÖ mit der Verlegerdynastie Dichand hervorgegangen.