Ausgezwitschert
In den vergangenen Jahren blühte die Forschung über und mit Twitter. Tausende Studien nutzten das soziale Netzwerk als Datenquelle und analysierten Tweets. Und zwar kostenfrei. Geht es nach dem neuen Twitter-Chef Elon Musk, soll sich das bald ändern. Die Fachwelt ist verunsichert, laufende Projekte sind bedroht. Wie konnte es so weit kommen? Und was geschieht nun?

Am vergangenen Wochenende ließ Elon Musk das „w“ vom Twitter-Logo der Firmenzentrale in San Francisco entfernen. Der neue Twitter-Chef ist für solch erratische Aktionen bekannt (Foto: Screenshot Twitter.com/Williamlegate)
Jana Lasser lädt gerade besonders viele Tweets herunter. Sie ist Datenwissenschaftlerin an der Technischen Universität Graz und erforscht den Zusammenhang zwischen Qualität und Reichweite der Postings auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Dazu sammelt sie Tweets, die zu Nachrichtenseiten verlinken, und sortiert sie nach Vertrauenswürdigkeit - mithilfe eines Rankings des Unternehmens Newsguard, das den Nachrichtenseiten Punkte gibt. In einem nächsten Schritt will Lasser die Punktezahl der Tweets mit deren Reichweite vergleichen. Sie erhofft sich Aufschlüsse über das Nachrichtennutzungsverhalten von Twitter-Usern.
Das ist zumindest der Plan. Ob Lassers Forschungsprojekt klappt, ist noch unklar. Denn am 2. Februar 2023 hat Twitter angekündigt, den freien Zugriff auf Daten einzuschränken. Das 2006 gegründete Netzwerk war in der Forschungswelt sehr beliebt, weil es großzügigen Datenzugang bot. Wer Tweets analysieren wollte, musste sich als Angehöriger einer akkreditierten Institution mit einer Projektidee bei Twitter bewerben und erhielt dann Zugang zur sogenannten Programmierschnittstelle, über die die Daten heruntergeladen werden konnten. Und zwar kostenlos bis zu zehn Millionen Tweets pro Monat aus dem gesamten Archiv.